Streuobstwiesen des NABU Bad Nauheim als „NABU-Obstsortenparadies“ ausgezeichnet
180 Obstsorten leisten wichtigen Beitrag zum Erhalt der Obstsorten-Vielfalt
5. Mai 2024 – Der NABU-Bundesfachausschuss Streuobst und die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe zeichneten am 5. Mai die Streuobstwiesen „Am Steinweg“ und „Erbe“ des NABU Bad Nauheim als bundesweit viertes und erstes hessisches „NABU-Obstsortenparadies“ im Rahmen eines Festakts mit Beteiligung zahlreicher Streuobst-Akteure aus.
„Die Bad Nauheimer Streuobstwiesen leisten einen bundesweit vorbildlichen Beitrag zum Erhalt der regionalen Sortenvielfalt.“, begründete Dr. Markus Rösler, Sprecher des NABU-Bundesfachausschuss Streuobst und Vertreter der NABU-Stiftung, bei der Einweihung die besondere Ehrung.
Ziel der 2018 eingeführten Auszeichnung ist es, auf die Bedeutung der Obstsortenvielfalt und von Hochstamm-Obstbäumen für die Biodiversität und gesunde Ernährung aufmerksam zu machen.
In einem Grußwort bedankte sich Landwirtschaftsminister Ingmar Jung besonders bei allen Ehrenamtlichen, die sich hier engagieren. „Streuobstwiesen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Kulturlandschaft, wertvolle Lebensräume und Garant für die Erzeugung regionaler Lebensmittel. Die große ehrenamtliche Arbeit, die für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen geleistet wird, verdient unsere Anerkennung.“
Der NABU-Landesvorsitzende Maik Sommerhage gratulierte dem NABU Bad Nauheim zur Auszeichnung: „Insgesamt 450 Hochstamm-Bäume auf zwei Streuobstwiesen mit 180 verschiedenen Sorten, das ist eine große Leistung. Dabei darf man nicht vergessen: Streuobstwiesen sind zudem ein Hotspot der Artenvielfalt.“
Auch der Bürgermeister von Bad Nauheim, Klaus Kreß, freute sich über die Ehrung der Naturschützer: „Das heute ausgezeichnete Engagement des NABU Bad Nauheim ist ein starkes Zeichen der Zuversicht und auch Ansporn für uns alle, stets hoffnungsvoll auf ein Morgen zu setzen.“
„Mit unserem Engagement für den Erhalt der Obstsorten-Vielfalt möchten wir einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten. Obstsorten gehören zur biologischen Vielfalt, die heute mehr und mehr verloren geht“, erklärte Mirko Franz, Mitglied im Teamvorstand des NABU Bad Nauheim. Dabei verwies er auf die vielfältigen Bedeutungen der Streuobstwiese: „Wer weiß, ob nicht eine unserer Sorten später bei der Obstsortenzüchtung wichtig wird, beispielsweise bei der Suche nach Resistenzen oder als Hoffnungsträger im Klimawandel.“
Unterstützung erhielt der NABU Bad Nauheim u.a. von den Kollegen der Landesgruppe Hessen des Pomologen-Vereins mit einer Ausstellung naturgetreu nachgebildeter Modellfrüchte der „Hessischen Lokalsorten des Jahres“.
Im Anschluss an den „offiziellen Teil“ gab es für die Teilnehmer der Veranstaltung zahlreiche Informationen zu Obstarten und -sorten und zum Lebensraum Streuobstwiese und ein großes Kuchenbuffet mit Kaffee und Streuobstgetränken.
Hintergrund zu den Streuobstwiesen des NABU Bad Nauheim
Der NABU Bad Nauheim pflegt seit über 30 Jahren zwei etwa 4,5 Hektar große Streuobstwiesen mit dem Ziel, den Lebensraum Streuobstwiese und die Obstsortenvielfalt zu erhalten.
Auf den Streuobstwiesen „Am Steinweg“ und „Erbe“ stehen insgesamt 450 hochstämmige Obstbäume aller heimischen Obstarten: Äpfel, Birnen, Süß- und Sauerkirschen, Zwetschgen, Pflaumen, Mirabellen, Reineclauden, Quitten, Walnüsse und Wildobst wie Speierling und Elsbeere.
Wir betreuen über 180 verschiedene Obstsorten, darunter allein über 120 Apfelsorten, wie z.B. die Lokalsorten 'Friedberger Bohnapfel', 'Dorheimer Streifling', 'Gacksapfel' und 'Weilburger'. 85 Sorten sind mit mindestens zwei Bäumen der Sorte gesichert, 88 Sorten aktuell mit einem Baum vorhanden.
Durch die gute fachliche Pflege ist der komplette Bestand trotz eines hohen Befallsdrucks aus der Umgebung mistelfrei. Mittlerweile sind drei Viertel der Obstbäume nachgepflanzte Jungbäume, die teilweise bereits die Hauptertragsphase erreicht haben.
Was diese Streuobstwiesen zusätzlich besonders macht: Hier wurden von unseren Aktiven von Anbeginn als Ersatz für abgängige Altbäume und in Bestandslücken Jungbäume alter und erhaltenswerter Obstsorten nachgepflanzt, was die heutige Sortenvielfalt erst ermöglicht und zu dem heutigen altersgemischten, verjüngten Bestand geführt hat.
Um die Obstortenvielfalt ganzjährig anschaulich zu machen erstellten wir 2023/2024 ein Sortenbeschilderungskonzept. Darauf basierend ließen wir Sortenschilder anfertigen und brachten diese an allen 80 Bäumen der Streuobstwiese „Erbe“ und an den Bäumen entlang der Wege auf der Streuobstwiese „Am Steinweg“ mit ihren 370 Bäumen an.
Ergänzend zu den Sortenschildern wurde innerhalb der Website des NABU Bad Nauheim zu jeder Sorte eine Seite mit einer Sortenbeschreibung angelegt, auf die ein auf den Sortenschildern befindlicher individueller QR-Code verlinkt.
Streuobstwiesen sind Lebensraum für sehr viele Pflanzen- und Tierarten und Erholungsraum für den Menschen. Sie bieten Wind- und Erosionsschutz, sorgen für Frischluft und bereichern das Landschaftsbild. Höhlen in alten Apfelbäumen sind ein idealer Brutplatz für Vögel wie Baumläufer, Meise, Gartenrotschwanz, Grauschnäpper und Steinkauz. mehr →
Jedes Jahr Ende September veranstaltet der NABU Bad Nauheim sein Streuobstfest mit gemeinsamer Apfelernte, Apfelsortenausstellung und Infos rund ums Streuobst auf der Streuobstwiese „Am Steinweg“. mehr →
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„Man kann nur schützen, was man auch kennt.“ – Im Sinne dieser oft zitierten Erkenntnis, möchte der NABU Bad Nauheim Menschen für die Natur begeistern und das zugehörige Wissen vermitteln. mehr →