Auszeichnung für Naturschutzmacher mit Herz für Streuobst
NABU Bad Nauheim erhält Auszeichnung für sein Engagement rund um den Erhalt der Streuobstwiesen

23. Juni 2018 – Ausgezeichnet wurde der NABU Bad Nauheim eigentlich bereits Ende 2016.
Jetzt nutzte Nicole Flöper vom NABU-Bundesverband die Gelegenheit, die Streuobst-Aktiven des NABU Bad Nauheim während eines Arbeitseinsatzes zur Streuobstwiesenpflege mit Kirschbaumschnitt und gemeinsamer Kirschernte zu besuchen. War die Erstellung eines Berichts über unsere Streuobst-Aktivitäten der Hauptgrund des Besuchs, so bot sich bei dieser Gelegenheit endlich auch die Gelegenheit zur persönlichen Übergabe der Urkunde.
Stellvertretend für alle Streuobst-Aktiven des NABU Bad Nauheim konnten Otmar Russ, Gertrud, Walenda, Nicola Peters-Geiger und Mirko Franz die Auszeichnung entgegen nehmen.
Der NABU Bad Nauheim hat an die fünf Hektar Streuobstwiesen auf mehreren Pflegeflächen in Obhut, auf denen ca. 470 hochstämmige Obstbäume stehen. Etwa die Hälfte der Bäume sind Altbäume, die andere Hälfte (der zunehmend größere Teil) wurde in den letzten zwanzig Jahren sukzessive u.a. als Ersatz für abgängige Bäume in ehrenamtlicher Arbeit nachgepflanzt.
Bei der Pflanzung im ausreichend großen Pflanzloch erhalten die Jungbäume den notwendigen Pflanzschnitt, einen Stammschutzanstrich, einen soliden Verbissschutz und eine stabile Anbindung.
In den Folgejahren wird die fachgerechte Pflege der jungen Obstbäume fortgesetzt: Die Jungbäume erhalten bewuchsfreie Baumscheiben, die mehrmals im Jahr von unseren Aktiven im Rahmen gemeinsamer Arbeitseinsätze gehackt werden, um die Jungbäume von der Wasser- und Nährstoffkonkurrenz des Grases zu befreien. Im Rahmen unserer Möglichkeiten wässern wir die Jungbäume in den ersten Standjahren bei Trockenheit. Die Anbindungen der Jungbäume und der Verbisschutz werden regelmäßig kontrollliert und bei Bedarf erneuert. In den ersten acht bis zehn Jahren werden die Jungbäume jährlich im Winter geschnitten, um ein stabiles Kronengerüst aufzubauen, welches die späteren Fruchtlasten auch tragen kann, einem vorzeitigen Vergreisen vorzubeugen und die Bäume vital zu erhalten.
Bäume in der Ertragsphase werden von den Aktiven i.d.R. in dreijährigen Intervallen geschnitten, die Altbäume in Abständen von drei bis fünf Jahren. Abgängige Bäume werden so lange als möglich erhalten, zuletzt als ökologisch wertvolles stehendes Totholz.
Aktuell stehen auf unseren Pflegeflächen Obstbäume in mindestens 11 Obstarten und über 80 verschiedenen, überwiegend alten und erhaltenswerten, Obstsorten, darunter zahlreiche Lokalsorten.
Auf unseren Streuobstwiesen brüten mehrere Paare des Gartenrotschwanzes. Grauschnäpper und Grünspecht sind hier zuhause. Der Mittelspecht und seit einigen Jahren wieder der Grauspecht sind hier tägliche Gäste und leben im Übergangsbereich zum angrenzen Wald. Auch den Neuntöter konnten wir schon auf unseren Streuobst-Pflegeflächen bei der Nahrungssuche beobachten.
Zur Erhöhung der ökologischen Vielfalt wurden auf den Streuobstwiesen Reisighaufen, Totholstapel und Lesesteinhaufen als Unterschlupf für Reptilien, Kleinsäuger und Vögel angelegt. Zusätzlich zu den in den Altbäumen zahlreich vorhandenen natürlichen Baumhöhlen wurden Nistkästen für Vögel und Insekten aufgehängt. Deren Bewohner übernehmen den biologischen Pflanzenschutz auf den Streuobstwiesen, indem sie und ihr Nachwuchs sich von Blattläusen und anderen Obstbaumschädlingen ernähren und diese in großer Zahl vertilgen. Die Nistkästen werden regelmäßig kontrolliert, gereinigt und bei Bedarf ersetzt.
Im Herbst führen wir gemeinsame Apfelernteaktionen durch. Die Äpfel werden an eine lokale Klein-Kelterei verkauft, der Erlös für die Streuobstwiesenpflege verwendet.
Neben der praktischen Arbeit auf den Streuobst-Pflegeflächen setzt sich der NABU Bad Nauheim mit zahlreichen Projekten für den Erhalt des Lebensraums Streuobstwiese und für die Vermittlung des notwendigen Wissens ein:
- Seit über zwei Jahrzehnten führen wir jährlich in Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Nauheim die Obstbaumpflanzaktion, eine hälftig von der Stadt bezuschusste Sammelbestellung hochstämmiger Obstbäume alter und erhaltenswerter Sorten zur Nachpflanzung in Streuobstwiesen für Besitzer von Streuobstwiesen in Bad Nauheim durch.
- Zur Förderung der Kenntnisse der fachgerechten Streuobstwiesenpflege werden im jährlichen Wechsel mit dem NABU Ober-Mörlen ein Obstbaumschnittkurs und Veredelungskurse ausgerichtet.
- Im Rahmen unserer Umweltbildungsaktivitäten veranstalten wir regelmäßig Vorträge, Exkursionen und Radtouren, die den Teilnehmern die Vielfalt des Lebensraumes Streuobstwiese näher bringen.
- Der jährliche Höhepunkt unserer Streuobstaktivitäten ist das Streuobstfest auf unserer größten Streuobstwiese, der Streuobstwiese „Am Steinweg“ mit etwa 330 Bäumen. Bei dem Fest werden zum Start der folgenden Ernteeinsätze gemeinsam die bereits reifen Äpfel gesammelt. Ganztägig beraten wir Interessierte zum Lebensraum Streuobstwiese, zu Obstarten- und -sorten und zur fachgerechten Streuobstwiesenpflege. Besondere Aufmerksamkeit findet immer unsere Apfelsortenausstellung, bei der wir regelmäßig zwischen fünfzig und achtzig Apfelsorten – überwiegend von unseren Pflegeflächen – ausstellen und zur Verkostung anbieten.
Dieses umfangreiche Engagement für den Erhalt der Streuobstwiesen war für den NABU-Bundesverband Grund, uns als „Naturschutzmacher mit Herz für Streuobst“ auszuzeichnen. Für uns ist die Auszeichnung ein zusätzlicher Ansporn in unserem Einsatz für die Streuobstwiesen.
Auf der Website des NABU-Bundesverbands gibt es einen Bericht über unsere Streuobst-Aktivitäten unter dem Titel „Das Paradies für Streuobst liegt in Bad Nauheim“.
Streuobstwiesen sind Lebensraum für sehr viele Pflanzen- und Tierarten und Erholungsraum für den Menschen. Sie bieten Wind- und Erosionsschutz, sorgen für Frischluft und bereichern das Landschaftsbild. Höhlen in alten Apfelbäumen sind ein idealer Brutplatz für Vögel wie Baumläufer, Meise, Gartenrotschwanz, Grauschnäpper und Steinkauz. mehr →
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