Obstbaum-Pflanzaktion 2024
43 hochstämmige Obstbäume mehr in Bad Nauheimer Gemarkungen
12.11.2024 – Auch dieses Jahr fand wieder die jährliche Obstbaum-Pflanzaktion des NABU Bad Nauheim statt. Bei dieser haben Eigentümer oder Pächter von Obstwiesen in den Gemarkungen von Bad Nauheim die Möglichkeit, im Rahmen einer von der Stadt bezuschussten Sammelbestellung hochstämmige Obstbäume zur Nachpflanzung in oder Neuanlage von Streuobstwiesen zu einem sehr günstigen Preis zu beziehen. Ebenso pflanzt der NABU Bad Nauheim jährlich mehrere Obstbäume auf den von ihm betreuten Streuobstwiesen in vorhandene Lücken oder als Ersatz für abgängige Altbäume, um so den Bestand zu erhalten und zu verjüngen.
Streuobstwiesen sind einer der artenreichsten Lebensräume Europas, beherbergen auch heute noch mehrere Tausend teils vom Aussterben bedrohte Obstsorten, liefern dem Menschen wertvolle regionale Nahrungsmittel und bereichern und prägen zu allen Jahreszeiten das Landschaftsbild. Heute sind viele Streuobstwiesen allerdings u.a. durch Nutzungsaufgabe und mangelnde Pflege in einem schlechten Zustand und stark überaltert. Nachpflanzungen in einem größeren Umfang haben mit wenigen Ausnahmen seit Jahrzehnten nicht mehr stattgefunden und viele Obstbäume wurden nahezu ebenso lange nicht mehr geschnitten und gepflegt. Ein Großteil der Streuobstwiesen fiel dem Siedlungs- und Straßenbau zum Opfer oder verbuschte. In vielen Beständen konnte sich die Mistel stark ausbreiten. Abgängige Altbäume wurden nur selten nachgepflanzt, so dass wir heute keine 20 % der die Orte vor 100 Jahren umgebenden „Streuobstwälder“ mehr haben. Heute fallen jedem größeren Sturm zahlreiche Altbäume zum Opfer und die Bestände werden immer lückiger. Mancherorts findet man nur noch einzelne Obstbäume in ansonsten leerer Wiese, flächige Bestände fehlen häufig ganz. Für den Erhalt der gerade für die Wetterau prägenden Streuobstwiesen ist es unerlässlich jetzt umfangreich junge Obstbäume in den Beständen nachzupflanzen und Streuobstwiesen wieder neu anzulegen und die jungen Bäume fachgerecht zu pflegen.
Um dem Verschwinden der wertvollen Streuobstwiesen aus der Landschaft etwas entgegen zu setzen führt der NABU Bad Nauheim seit bald drei Jahrzehnten die Obstbaum-Pflanzaktion durch und erleichtert es interessierten Obstwiesenbesitzern, etwas für den Erhalt der Streuobstwiesen durch Nachpflanzungen zu tun. Mit dem Angebot zahlreicher alter und erhaltenswerter (Regional-)Obstsorten leistet man einen Beitrag zum Erhalt der genetischen und der Obstsorten-Vielfalt.
Dieses Jahr konnten die Besteller ihre Bäume Anfang November in Nieder-Mörlen zusammen mit Baumpfahl, Drahthose als Verbissschutz und Kokosstrick zum Anbinden abholen. Um 16:30 Uhr hatte auch der Letzte seine Bäume in Empfang genommen, während die ersten ihre Bäume zu dieser Zeit wohl schon gepflanzt hatten.
27 verschiedene Apfelsorten wurden geordert, darunter allgemein bekannte wie Goldparmäne, Gravensteiner und Boskoop und seltenere wie Oberländer Himbeerapfel und Prinz Albrecht von Preußen. Mit u.a. Allendorfer Rosenapfel, Dorheimer Streifling, Friedberger Bohnapfel, Heuchelheimer Schneeapfel und Weilburger wurden zahlreiche erhaltenswerte hessische Lokalsorten nachgefragt und gepflanzt; außerdem 3 Birnen-, 2 Quitten- und 1 Pflaumensorte.
Die Verteilung der insgesamt 43 Bäume auf die einzelnen Gemarkungen von Bad Nauheim sieht folgendermaßen aus: Nieder-Mörlen 23, Steinfurth 14 und Bad Nauheim 6 Hochstämme.
Die Aktiven des NABU Bad Nauheim haben diesen Herbst im Rahmen der Obstbaumpflanzaktion 8 junge Hochstämme zur Bestandsverjüngung und -erhaltung gepflanzt, 5 davon auf der großen Streuobstwiese „Am Steinweg“ neben dem Skulpturenpark und 3 auf der Obstwiese „Erbe“ in Nieder-Mörlen. Alle Bäume wurden kräftig gewässert und mit Verbissschutz versehen. Die bisher 180 Obstsorten, darunter allein 130 Apfelsorten auf den dieses Frühjahr als NABU-Obstsortenparadies ausgezeichneten NABU-Pflegeflächen wurden durch weitere alte und seltene (Lokal-)Sorten wie Waldgirmeser Herrenapfel, Grüner Fürstenapfel, Zuccalmaglios Renette und der „Hessischen Lokalsorte des Jahres“ 2025 – Sossenheimer Roter – ergänzt, um nicht nur den Lebensraum Streuobstwiese, sondern auch die (nicht nur für eine zukünftige Züchtung wichtige) Obstsortenvielfalt zu erhalten.
Der Vorstand des NABU Bad Nauheim bedankt sich bei der Stadt Bad Nauheim für die finanzielle Unterstützung, bei allen Aktiven, die bei der Baumausgabe und der Pflanzung geholfen haben, sowie bei allen Baumbestellern, die mit der Pflanzung junger hochstämmiger Obstbäume aktiv etwas für den Erhalt eines einzigartigen Lebensraums – unserer heimischen Streuobstwiesen – tun.
Vergünstigte Sammelbestellung hochstämmiger Obstbäume zur Pflanzung auf Bad Nauheimer Streuobstwiesen. Bestellung bis zum 26. September 2025. mehr →
Streuobstwiesen sind Lebensraum für sehr viele Pflanzen- und Tierarten und Erholungsraum für den Menschen. Sie bieten Wind- und Erosionsschutz, sorgen für Frischluft und bereichern das Landschaftsbild. Höhlen in alten Apfelbäumen sind ein idealer Brutplatz für Vögel wie Baumläufer, Meise, Gartenrotschwanz, Grauschnäpper und Steinkauz. mehr →
Auf der NABU-Streuobstwiese „Am Steinweg“ pflegen wir rund 370 hochstämmige Obstbäume. Drei Viertel davon sind Jungbäume, die wir im Laufe der letzten bald 30 Jahre gepflanzt haben. Bei der Sortenauswahl haben wir besonderen Wert auf alte bewährte Sorten gelegt. mehr →
In der Nieder-Mörler Gemarkung „Erbe“ pflegt der NABU Bad Nauheim rund 80 hochstämmige Obstbäume. Gut drei Viertel davon sind Jungbäume, die in den letzten dreißig Jahren vom NABU Bad Nauheim gepflanzt worden sind. mehr →